Immer einen Besuch wert ist die unterfränkische Hauptstadt Würzburg – nicht nur wegen des romanischen Kiliansdoms und der Festung Marienberg, einem Brückenschoppen oder einer Bratwurst auf dem Marktplatz – aber auch. Was Würzburg aus Straßenbahnstadt interessant macht, sind die Fahrzeuge. Nicht nur, dass auf dem meterspurigen Netz der Straßenbahn Würzburg noch immer werktags regelmäßig Duewag GT8 zum Einsatz kommen, es gibt zudem noch zwei Typen, die nirgends anders vorkommen.
Trams aus dem Hause LHB sind ja ohnehin eher selten, doch hier trifft man gleich zwei verschiedene Modelle an. Zum einen die 1987 bis 1989 gebauten GT-E, dreiteilige Gelenktriebwagen mit je einem Drehgestell im ersten und dritten Wagenkasten sowie deren zwei im mittleren, zum anderen die 1993 bis 1996 ausgelieferten GT-N. Bei diesem handelt es sich um niederflurige, fünfgliedrige Gelenktriebwagen mit je einem Einzelachsfahrwerk im ersten, dritten und fünften Wagenkasten sowie zwei freischwebenden Mittelteilen dazwischen. Die Konstruktion erinnert an die Variobahn von Adtranz, die zur gleichen Zeit entstand.
Die Duewags bleiben noch bis zur Auslieferung der 18 im Dezember 2019 bei Heiberblick bestellten Wagen des neuen Typs GT-F im Einsatz. Durch Taktverdichtungen nahmen die Einsätze in jüngster Zeit sogar noch zu.
Das Netz besteht aus fünf Linien, wobei die meisten Streckenäste von zwei Linien befahren werden. In Planung ist eine weitere Strecke zum neuen Stadtteil Hubland. Die jüngste Strecke in Süden wurde in zwei Etappen eröffnet, 1989 bis Heuchelhof (Linie 3) und 1997 bis Rottenbauer (Linie 5). Sie ist stadtbahnmäßig ausgebaut mit durchweg vom Straßenverkehr unabhängiger Trassierung. Aufgrund der starken Steigung können die Duewags dort nicht verkehren.
In der Innenstadt
Vom Hauptbahnhof bis zur Neubaustraße führt die Innenstadtstrecke durch die Fußgängerzone.
Wagen 206 (GT-E, LHB 1989) in der Kaiserstraße auf dem Weg in Richtung Hauptbahnhof
Der Abschnitt bis zur Juliuspromenade wird von den Linien 1, 2, 3 und 5 befahren.
Der Duewag 245 (GT8, 1975) auf der Juliuspromenade
An der Juliuspromenade wird die neue Strecke in Richtung Hubland abzweigen, deren Bau kürzlich genehmigt wurde. Dorthin sollen dann die Linien 2 und 3 verkehren. Die sechs verbliebenen Duewags der Straßenbahn Würzburg laufen auf festen Kursen, bislang nur bis zum frühen Nachmittag, doch seit Ende der Sommerferien 2023 kann man sie auch bis in die Abendstunden erleben. Hier ist einer komplett in weiß zu sehen.
Wagen 238 (GT8, Duewag 1982) an der Haltestelle Juliuspromenade
Neben diesem war der Wagen 238 mit Werbung für das Kultur- und Kreativzentrum Bürgerbräu im Einsatz.
Wagen 244 (GT8, Duewag 1975) an der Haltestelle Juliuspromenade
Außerdem auf der Linie 1 noch Wagen 244 in gelb-roter Lackierung.
Am Betriebshof Sunderau
Der Auslauf der Duewags war im Mai 2023 in der Regel am frühen Nachmittag zu Ende. Also stieg ich in den Einrücker der Linie 4, Wagen 245, und fuhr bis zum Betriebshof Sunderau mit.
Wagen 245 (GT8, Duewag 1975) vor dem Abzweig zum Betriebshof Sunderau
Hier wartet er auf die Einfahrt.
Wagen 245 (GT8, Duewag 1975) im Betriebshof Sunderau
Das 1984 in Betrieb genommene Gebäude im Stil der späten Moderne beherbergt auch Büroräume.
Stele am Betriebshof
Sehenswert ist auch diese Stele aus Schienen mit Tram- und Busmodell.
Am Dom
Wagen 256 (GT-N, LHB 1996) vor dem zwischen 1040 und 1075 erbauten Dom St. Kilian
Der Würzburger Dom eignet sich am frühen Nachmittag gut als Hintergrund. Auf diesem Abschnitt verkehren die Linien 1, 3 , 4 und 5.
Die Strecke Richtung Heuchelhof und Rottenbauer
Die jüngste Strecke der Straßenbahn Würzburg, hinauf zu den jüngeren Stadtteilen Heuchelhof und Rottenbauer quert zunächst nach der Haltestelle Sanderring auf der Löwenbrücke den Main. Danach wird der Stadtteil Heidingsfeld erreicht und es folgt ein Steigungsabschnitt entlang der Heuchelhofstraße, wobei die Autobahn A3 unterquert wird.
Wagen 209 (GT-E, LHB 1989) an der Haltestelle Straßburger Ring an der 1989 in Betrieb genommenen Strecke zum Heuchelhof
Die Haltestellenarchitektur zeigt deutliche Spuren der Entstehungszeit. Die Trasse verläuft zwischen den Fahrspuren der Heuchelhofstraße. An der Haltestelle Straßburger Ring erfolgt die Erschließung über eine Fußgängerbrücke.
Kurz vor der Endstation der Linie 3, Heuchelhof, gabelt sich die Strecke und es zweigt die 1997 eröffnete Verlängerung nach Rottenbauer ab.
Wagen 266 (GT-N, LHB 1996) an der Haltestelle Brombergweg
Dort verkehrt die Linie 5. Die Strecke folgt weitgehend der Stauffenbergstraße in Seitenlage, bevor sie in Rottenbauer in einer eingleisigen Schleife endet.
Am Hauptbahnhof
Wagen 203 (GT-E, LHB 1989) an der Schleife am Hauptbahnhof, rechts der Kiliansbrunnen
Zum Abschluss noch ein Foto von der Schleife am Hauptbahnhof mit dem Kiliansbrunnen im Hintergrund.
Die Fotos entstanden am 17. Mai 2023.
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