Mulhouse im Südelsass steht immer ein wenig im Schatten der bei Touristen beliebten Nachbarstädte Strasbourg und Colmar, ist aber durchaus auch einen Besuch wert. Und das nicht nur, wenn man sich für Straßenbahnen interessiert, aber auch. Die Stadt hatte von 1894 bis 1960 schon einmal eine meterspurige Straßenbahn, die zuvor schon mit Dampflokomotiven betrieben worden war. Wie vielerorts verschwand sie jedoch in der Nachkriegszeit. Im Zuge der Renaissance der Straßenbahnen erhielt die Stadt jedoch 2006 ihre Tram zurück – nun in Normalspur und ab 2010 sogar mit einer Tram-Train-Linie.
Das Netz besteht heute aus drei Linien, die auf zwei Hauptachsen verkehren. Linie 1 durchquert die Stadt von Nord nach Süd, von der Haltestelle Châtaignier zum Bahnhof. Linie 2 verläuft in Ost-West-Richtung von der Station Nouveau Bassin in das Wohnblockviertel Les Coteaux. Die beiden Linien schneiden sich an der viergleisigen Haltestelle Porte Jeune im Stadtzentrum. Die dritte Linie verkehrt vom Bahnhof zur Porte Jeune und dann parallel zur Linie 2 nach Westen, um dann nach der Haltestelle Daguerre parallel zur Eisenbahnstrecke Strasbourg – Basel in Nordwestrichtung einzuschwenken. Die Straßenbahnlinie 3 endet am Bahnhof Lutterbach, während der im Wechsel verkehrende Tram-Train hier auf die Eisenbahnstrecke nach Kruth übergeht und dieser bis Thann Saint-Jacques folgt.
Auf der mit 750 V Gleichstrom betriebenen Straßenbahn kommen Alstom Citadis 302 in einer gelben Lackierung zum Einsatz. Farbgebung und Design wurden 2003 von den Einwohnern aus mehreren Vorschlägen ausgewählt. Für den von der SNCF betriebenen Tram-Train wurden Zweisystemwagen des Typs Siemens Avanto beschafft, die unter der Bezeichnung U 25500 laufen und die Farben der einstigen TER Alsace tragen. Die Eisenbahnstrecke bis Thann ist mit 25 kV / 50 Hz Wechselstrom elektrifiziert. Eine Besonderheit sind die von dem Komponisten Pierre Henry individuell gestalteten Jingles vor den Haltestellenansagen.
Vom Bahnhof zur Porte Jeune
Vor dem Hauptbahnhof befindet sich eine großzügige Wendeschleife, die Haltestelle hat zwei Gleise mit einem Mittelbahnsteig.
Tram und Tram-Train an der Haltestelle Gare Centrale
Wagen 2026 (Citadis 302, Alstom 2006) in der Wendeschleife am Bahnhof
Wagen 2010 (Citadis 302, Alstom 2005) in der Wendeschleife am Bahnhof
Buntsandsteinbauten prägen die kurze Strecke vom Bahnhof zur Porte Jeune. Wagen 2010 hat auf der Avenue du Maréchal Foch bald den Bahnhof erreicht.
Die einzige Zwischenstation auf diesem Abschnitt befindet sich am Place de la République, hier mit Wagen 2019 (Citadis 302, Alstom 2005).
Im Zentrum
Die zentrale Haltestelle Porte Jeune, an der sich alle Linien treffen, ist viergleisig angelegt.
Wagen 2008 (Citadis 302, Alstom 2005) an der zentralen Haltestelle Porte Jeune (Citadis 302, Alstom 2005).
Tram-Train und Tram kreuzen sich an der Haltestelle Mairie, Wagen TT18 (Avanto, Siemens 2010) und 2027 (Citadis 302, Alstom 2006).
Die Haltestellen der Linie 2 wurden mit acht Meter hohen, farbigen Stahlbögen des Bildhauer Daniels ausgestattet, an denen auch die Oberleitung befestigt ist. Sie sind gewissermaßen das Markenzeichen der Straßenbahn Mulhouse, waren aber auch zunächst nicht unumstritten. Im Hintergrund ist der von François Spoerry entworfene Europaturm zu sehen. Das zwischen 1969 und 1972 erbaute Hochhaus ist mit 100 Metern das höchste Gebäude der Stadt.
Der Nordast in Richtung Châtaignier
Im Norden führt die Linie 1 weit hinaus durch den dörflich geprägten Stadtteil Bourtzwiller, während sich die Endhaltestelle Châtaignier in einer Wohnblocksiedlung am nördlichen Stadtrand befindet.
Wagen 2019 (Citadis 302, Alstom 2006) auf der Rue de la Tuilerie
Die Tram-Train-Strecke nach Lutterbach
Die Linie 3 und der Tram-Train verlaufen ab der Haltestelle Daguerre kerzengerade parallel zur Eisenbahnstrecke. In Lutterbach Gare besteht eine Umsteigemöglichkeit.
Wagen TT27 (Avanto, Siemens 2010) kurz vor der Haltestelle Lutterbach Gare
Wagen 2027 an der Haltestelle Lutterbach Gare
Die Aufnahmen entstanden am 29. Mai 2023.