Bei der Straßenbahn Duisburg vollzieht sich derzeit ein Generationswechsel bei den Fahrzeugen. Die teilweise noch aus den 1980er Jahren stammenden Duewag GT10NC-DU werden nach und nach durch Flexity Classic von Alstom abgelöst. Der Prozess läuft jedoch langsamer als geplant. Mit Stand Juni 2025 waren 32 der insgesamt 54 bestellten Neufahrzeuge ausgeliefert. Werktags sind die Altwagen noch in großer Zahl im Einsatz; am Wochenende dagegen stellen sie mittlerweile nur noch wenige Kurse. Hier werden das Netz und seine Fahrzeuge mit einem Bilderbogen und einem kurzen Blick in die Geschichte vorgestellt.
Normalspurnetz im westlichen Ruhrgebiet
Das Schienennetz der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) besteht heute aus den beiden langen normalspurigen Straßenbahnlinien 901 und 903 sowie der ebenfalls normalspurigen Stadtbahnlinie U79, die gemeinsam mit der Rheinbahn aus Düsseldorf betrieben wird. In der Innenstadt benutzen alle Linien den 1992 in Betrieb genommenen Tunnel, der mit vier Gleisen auf zwei Ebenen in der Lage wäre, deutlich umfangreicheren Verkehr aufzunehmen.
Die Linie 901 führt vom Stadtteil Obermarxloh im Norden des Stadtgebiets über Marxloh, Beeck, Laar und Ruhrort ins Zentrum. Von der Haltestelle Rathaus bis zum Hauptbahnhof benutzt sie den Tunnel und führt von dort weiter nach Osten über die Universität in die Nachbarstadt Mülheim an der Ruhr. Die Linie 903 beginnt in der nördlichen Nachbarstadt Dinslaken und führt über Walsum nach Marxloh. An der Haltestelle Pollmann kreuzt sie die Linie 901 und verläuft über Hamborn nach Meiderich. Von dort benutzt sie den Tunnel über Duissern bis zum Hauptbahnhof, wo die der Linie 901 abermals begegnet. An der Haltestelle Steinsche Gasse verlässt sie den Tunnel wieder und wendet sich nach Süden durch Hochfeld nach Hüttenheim. Die U79 beginnt in Meiderich und führt über den Hauptbahnhof und den Innenstadttunnel ebenfalls bis zur Steinschen Gasse, von dort führt sie ebenfalls nach Süden über Wanheimerort und Huckingen weiter nach Düsseldorf
Das normalspurige Niederflurnetz der Straßenbahn Duisburg stellt einen gewissen Sonderfall im Ruhrgebiet dar. Die meisten Städte haben traditionell meterspurige Straßenbahnen, so etwa das benachbarte Mülheim an der Ruhr, Essen sowie Bochum und Gelsenkirchen. Lediglich die östlichste der großen Ruhrgebietsstädte, Dortmund, hatte schon vor der Umstellung auf Hochflur-Stadtbahn ein normalspuriges Tramnetz. Es Teil des Netzes bleibt auch dort niederflurig.
Mehrere Vorläuferbetriebe
Das Stadtgebiet von Duisburg vergrößerte sich durch Eingemeindungen im Lauf des 20. Jahrhunderts enorm. Zunächst kamen 1905 die Städte Ruhrort und Meiderich hinzu. Weiter wuchs Duisburg durch die Gebietsreform von 1929, als die Großstadt Hamborn sowie zahlreiche weitere Ortschaften, darunter Huckingen, Wedau und Hüttenheim, eingemeindet wurden. Die bislang letzten Eingemeindungen fanden im Zuge der Kommunalreform 1975 statt, als die Städte Homberg, Walsum, das linksrheinische Rheinhausen sowie weitere Orte im Stadtgebiet von Duisburg aufgingen.
Die Vorläufer der Straßenbahn Duisburg hatten sich bereits vor diesen Eingemeindungen entwickelt, und so bestanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf dem heutigen Stadtgebiet mehrere Betriebe parallel. Bereits 1881 wurde auf Initiative des Berliner Bankiers Louis Lübke eine normalspurige Pferdebahn von Duisburg nach Ruhrort eröffnet. 1886 kam diese in der Hände der Deutschen Lokal- und Straßenbahn-Gesellschaft in Dortmund, die 1891 zur Allgemeine Lokal- und Straßenbahngesellschaft (ALSAG) mit Sitz in Berlin umfirmierte. Diese baute das Normalspurnetz südlich der Ruhr aus. 1923 übernahm die Stadt Duisburg 51 Prozent der Anteile und das Unternehmen nannte sich fortan Duisburger Straßenbahnen GmbH.
Eine weitere Pferdebahn eröffnete die Firma Kampf & Hollender 1892. Sie führte von Ruhrort nach Meiderich und hatte eine Spurweite von 750 mm. Schon 1893 übernahm die neu gegründete Kreis Ruhrorter Straßenbahn AG die Strecke und baute in den folgenden Jahren ein Netz in Meterspur auf, das unter anderem Hamborn, Marxloh und Laar erschloss. Ab 1897 wurden die Strecken beider Gesellschaften elektrifiziert. Die 750-mm-Strecke wurde zugleich auf Meterspur umgebaut. Als Hamborn nach rasantem Wachstum 1911 zur Stadt erhoben wurde, wurden die Städtische Straßenbahnen Hamborn gegründet. Diese bauten das Meterspurnetz nördlich der Ruhr weiter aus.
Umspurung in den 1950er Jahren
Nach der Eingemeindung von Hamborn 1929 übernahm die Kreis Ruhrorter Straßenbahn AG die Betriebsführung auf dem Netz der Städtischen Straßenbahnen Hamborn. Die Stadtverwaltung wollte schon damals alle Linien der Straßenbahn Duisburg in einer Gesellschaft vereinen, doch dies gelang erst unter nationalsozialistischer Herrschaft im Jahr 1940. Damals entstand die heutige DVG.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte die DVG ein technisch einheitliches Netz schaffen. Daher fiel 1951 der Entschluss, das Meterspurnetz nördlich der Ruhr aufzugeben und dessen wichtigste Strecken auf Normalspur umzubauen. Dies betraf die heute noch existierenden Strecke von Ruhrort über Marxloh nach Obermarxloh und von Meiderich über Marxloh nach Dinslaken. Der Umbau fand in den Jahren 1952 bis 1958 statt. Noch bis 1966 hielten sich Meterspurstrecken, unter anderem eine Verbindung von Marxloh ins benachbarte Oberhausen.
Stadtbahnbau ab 1969
Im Zuge der Planungen für die Stadtbahn Rhein-Ruhr sollte auch in Duisburg ursprünglich das gesamte Straßenbahnnetz zur Hochflur-Stadtbahn mit völlig kreuzungsfreien Trassen umgebaut werden. Geplant war im Wesentlichen der Umbau des heute noch vorhandenen Netzes zuzüglich eines nie realisierten Abzweigs von Ruhrort nach Moers über den Rhein. Realisiert wurde jedoch nur die U79 nach Düsseldorf und der Innenstadttunnel. Und auch an der U79 gibt es im Stadtzentrum weiterhin Abschnitte, die aufgrund von Kreuzungen mit dem Individualverkehr nicht dem Stadtbahnstandard entsprechen.
Der Bau des Innenstadttunnels begann 1975 und zog sich bis 1992 hin. Er besaß zunächst fünf Stationen, Rathaus, Steinsche Gasse, König-Heinrich-Platz, Hauptbahnhof und Duissern. Zwischen König-Heinrich-Platz und Hauptbahnhof, weile beide über vier Gleise auf zwei Ebenen verfügen, wird er von allen drei Linien befahren. Die Station König-Heinrich-Platz ist dabei im Linienbetrieb angeordnet; auf der oberen Ebene verkehren die Linien U79 und 903, auf der unteren die Linie 901. Die Station Hauptbahnhof ist dagegen im Richtungsbetrieb angeordnet. Auf der oberen Ebene fahren die Züge nach Norden (U79 nach Meiderich und 903 nach Dinslaken) und Osten (901 nach Mülheim), auf der unteren Ebene diejenigen nach Westen (901 nach Ruhrort und weiter nach Obermarxloh) sowie nach Süden (U79 nach Düsseldorf und 903 nach Hüttenheim).
Im Jahr 2000 wurde der Tunnel vom Hauptbahnhof bis Meiderich Bahnhof verlängert. Ein weiterer Ausbau nach Stadtbahnstandard ist nicht mehr zu erwarten. Die normalspurige und niederflurige Straßenbahn Duisburg wird langfristig mit der Stadtbahn parallel existieren. Für die gleichzeitige Bedienung durch Straßenbahn- und Stadtbahnfahrzeuge sind die Tunnelhaltestellen der U79 mit Hoch- und Tiefbahnsteigen ausgerüstet. Für die im Grundtakt alle 15 Minuten verkehrenden Linien 901 und 903 plus die U79 sind die unterirdischen Anlagen üppig dimensioniert. Es gibt Pläne für eine Netzerweiterung nach Rheinhausen, doch ist eine Realisierung in den kommenden zehn Jahren nicht zu erwarten.
Straßenbahnfahrzeuge der DVG
Duewag GT10NC-DU
Für die Inbetriebnahme des Innenstadttunnels benötigte die DVG für ihre Straßenbahnlinien neue, mit Linienförmiger Zugbeeinflussung (LZB) ausgestattete Fahrzeuge in Zweirichtungsausführung. Der beispielsweise in Dortmund eingesetzte Stadtbahnwagen des Typs N8C von Duewag kam für Duisburg nicht in Frage, da er mit 2,3 m zu breit war. Aufgrund enger Bogenradien und geringer Gleismittenabstände im Netz, beispielweise in der Ortsdurchfahrt Ruhrort, war die maximale Breite mit 2,2 m vorgegeben. Auch sonst war kein passendes Fahrzeug am Markt verfügbar.
Daher erteilte die DVG dem Hersteller Duewag 1984 den Auftrag zur Entwicklung eines eigenen Fahrzeugtyps. Ergebnis war der GT8NC-DU, ein dreiteiliger Gelenktriebwagen mit Chopper-Steuerung. Sein Aussehen erinnert an das der Stadtbahnwagen B, unterscheidet sich jedoch durch die deutlich geringere Wagenbreite von 2,2 gegenüber 2,65 m und drei statt zwei Gelenke. Daher besaß er zunächst zwei Jakobsdrehgestelle an den Wagenübergängen.
Der letztgebaut Wagen des Typs GT10NC-DU (Duewag 1993) hat am 16. Juli 2023 gleich die Haltestelle Tiger & Turtle in Hüttenheim erreicht.
Zunächst bestellte die DVG 14 Exemplare, die ab 1986 ausgeliefert wurden. In mehreren Serien folgten bis 1993 weitere Fahrzeuge, sodass der Bestand auf 45 anwuchs. Nach der Eröffnung des Innenstadttunnels 1992 zeigte sich, dass die Kapazität der Fahrzeuge häufig an ihre Grenzen stieß. Daher entschied sich die DVG dafür, die Fahrzeuge um ein weiteres Mittelteil erweitern zu lassen. Um einen barrierefreien Einstieg zu ermöglichen, wurden diese niederflurig bestellt. Der Umbau begann im Jahr 1996 und wurde bereits 1997 abgeschlossen. Die Fahrzeuge sind nun 32,63 m lang und tragen die Bezeichnung GT10NC-DU.
Im Jahr 2015 wurden an den Wagen Korrosionsschäden entdeckt, die eine zeitaufwändige und teure Sanierung nötig machten. Diese wurde noch bei 38 Fahrzeugen durchgeführt. Da jedoch absehbar war, dass sich die wirtschaftliche Nutzungsdauer der Wagen dem Ende zuneigt, entschied sich die DVG 2016 DVG zur Beschaffung von 47 neuen niederflurigen Straßenbahnwagen.
Bombardier/Alstom Flexity Classic
In der Ausschreibung setzte sich Bombardier Transportation mit seinem Modell Flexity Classic durch; der Auftrag wurde Ende des Jahres 2017 erteilt. Der erste Prototyp sollte 2019 ausgeliefert werden; mit der gesamten Flotte wurde bis 2022 gerechnet.
Bei dem auch als NF4 bezeichneten Typ handelt es sich zum einen zu 70 Prozent niederflurigen, dreiteiligen Gelenktriebwagen mit 33,32 m Länge. Da die Engstellen im Netz der Straßenbahn Duisburg mittlerweile beseitig wurden, konnte das Fahrzeug in einer Breite von 2,3 m ausgeführt werden. Die Wagen ähneln den meterspurigen NF2 bis NF4 der Ruhrbahn in Essen und Mülheim an der Ruhr. Im Gegensatz zum mit Jakobsdrehgestellen ausgestatteten Vorgängertyp stützen sich die angetriebenen Endwagen auf dem Mittelwagen ab. Diese verfügen über zwei Laufdrehgestelle. Gebaut werden die Fahrzeuge im Werk Bautzen.
Der Flexity Classic 2017 (Alstom 2023) hat am 20. Juni 2025 von Obermarxloh her die Pollmann-Kreuzung in Marxloh erreicht.
Die beiden Prototypen trafen erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 in Duisburg ein. Aufgrund der Verzögerungen einigten sich die DVG und Bombardier auf die Lieferung von zwei weiteren Fahrzeugen als Entschädigung. Der Hersteller wurde im Januar 2021 von Alstom übernommen. Dieser kämpft in den vergangenen Jahren in beinahe allen Produktsparten mit Lieferverzögerungen, und so zieht sich auch die Auslieferung der Fahrzeuge für Duisburg weiter hin.
Verlängerte Übergangsphase
Im April 2023 erhielten die Fahrzeuge schließlich die Betriebsgenehmigung und gingen auf der Linie 903 in den Einsatz. Auf der Strecke nach Mülheim mussten zunächst noch Anpassungen an den Bahnsteigen vorgenommen werden. Im Oktober 2023 zog die DVG nochmals eine Option über fünf weitere Fahrzeuge, sodass nun insgesamt 54 Stück geliefert werden.
Eigentlich sollten die neuen Wagen längst vollständig ausgeliefert sein. Angesichts des mittlerweile desolaten Zustands der GT10NC-DU wäre dies auch dringend nötig. Immer wieder kommt es zu Türstörungen und anderen Problemen, die zu Verzögerungen im Betrieb führen. Für die zahlreichen Ausfälle insbesondere der Zwischentakte ist jedoch neben Fahrzeugmangel auch fehlendes Personal verantwortlich.
Bilderbogen
Hier folgt nun ein Blick auf das Netz der Straßenbahn Duisburg mit dem gegenwärtigen Mischbetrieb aus GT10NC-DU und Flexity. Mit fortschreitender Auslieferung der Flexity dürften die Einsätze der Duewags in den kommenden Monaten zurückgehen. Wahrscheinlich dauern sie jedoch noch bis ins Jahr 2026.
Vom Hauptbahnhof nach Ruhrort
Wagen 1036 (GT10NC-DU, Duewag 1991) steht am 18. September 2022 abfahrbereit in der oberen Ebene der U-Haltestelle Hauptbahnhof. Das Fahrzeug wurde mittlerweile ausgemustert.
An der U-Haltestelle Hauptbahnhof hat sich seit ihrer Eröffnung im Jahr 1992 nicht viel verändert. Auf den Wegweisern zu den Bahnsteigen der Fernbahn ist sogar noch das Logo der Deutschen Bundesbahn zu sehen.
Wagen 1033 (GT10NC-DU, Duewag 1991) überquert am 20. Juni 2025 die Karl-Lehr-Brücke.
Nachdem sie den Tunnel verlassen hat, quert die Linie 901 auf dem Weg nach Ruhrort auf der Karl-Lehr-Brücke die Ruhr. Das Bauwerk wurde in den vergangenen Jahren neu errichtet und 2023 in Betrieb genommen.
Auf der Harmoniestraße in Ruhrort ist hier Wagen 2028 (Flexity Classic, Alstom 2025) am 20. Juni 2025 in Richtung Mülheim an der Ruhr unterwegs.
Im engen Zentrum von Ruhrort trennen sich die Richtungsgleise für einige hundert Meter. Nordwärts geht es durch die Fabrikstraße, südwärts durch die Harmoniestraße. Bei der Haltestelle Friedrichsplatz treffen die Äste wieder aufeinander. „Duisburg-Ruhrort“ war der Titel der ersten Tatort-Folge mit Götz George alias Horst Schimanski von 1981. Der Stadtteil beherbergt den größten Teil des Hafens Duisburg, der als größter Binnenhafen der Welt gilt. Zur Erinnerung an die beliebte Tatort-Figur gibt es hier eine Horst-Schimanski-Gasse.
Einer der ältesten noch vorhandenen Duewags, Wagen 1007 (GT10NC-DU, Duewag 1986) hat von Obermarxloh her am 20. Juni 2025 gleich die Haltestelle Friedrichsplatz in Ruhrort erreicht.
In direkter Nähe zur Haltestelle Friedrichsplatz befindet sich der Haltepunkt Duisburg-Ruhrort, Endstation der Eisenbahnstrecke von Oberhausen. Dieser wird jedoch seit Dezember 2024 nicht mehr bedient und verwildert zunehmend.
Über Beeck nach Marxloh
Wagen 1033 (GT10NC-DU, Duewag 1991) passiert am 20. Juni 2025 den Hochofen 8 der ThyssenKrupp Steel Europe.
Im weiteren Verlauf nach Obermarxloh passiert die Linie 901 der Straßenbahn Duisburg klassische Schwerindustriekulissen, wie sie im Ruhrgebiet nur noch in Duisburg zu finden sind. Nachdem die Stadtteil Laar und Beeck durchquert sind, wird linkerhand des Werksgelände der ThyssenKrupp Steel Europe sichtbar.
Der zuletzt gebaute GT10NC-DU, Wagen 1045 (Duewag 1993) unterquert am 20. Juni 2025 auf der Kaiser-Wilhelm-Straße die Werksbahngleise der ThyssenKrupp Steel Europe.
Zunächst ist die imposante Anlage des Hochofens 8 zu sehen, dann werden die Gleise einer Werksbahntrasse unterquert, worauf das 1969 in Betrieb genommene Oxygenstahlwerk OX 1 Bruckhausen passiert wird.
Wagen 2023 (Flexity Classic, Alstom 2024) passiert am 20. Juni 2025 das Oxygenstahlwerk Bruckhausen.
Gegenüber befinden sich das alte und das neue Verwaltungsgebäude der bis 1999 eigenständigen Thyssen AG, die beide unter Denkmalschutz stehen.
Wagen 1033 (GT10NC-DU, Duewag 1991) hat auf dem Weg nach Mülheim an der Ruhr gleich die Haltestelle Matenastraße erreicht, links im Hintergrund das Oxygenstahlwerk Bruckhausen, rechts angeschnitten das neue Verwaltungsgebäude der Thyssen AG.
Die Rund um die Pollmann-Kreuzung
Wagen 2011 (Flexity Classic, Alstom 2023) erreicht die Haltestelle Pollmann an der Kaiser-Wilhelm-Straße in Marxloh.
Bald darauf ist der Stadtteil Marxloh erreicht. Dieser kam 1929 gemeinsam mit Hamborn zu Duisburg und hat, nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Medienberichte, deutschlandweit einen schlechten Ruf. Ursprünglich war Marxloh eine Streusiedlung aus einigen Höfen. Die Keimzelle des heutigen Stadtteils war eine eine 1877 eröffnete Schmiede samt Gastwirtschaft an der Kreuzung der Landstraße Duisburg – Wesel mit dem Weg von Beeck zum Marxloher Schultenhof. Der Inhaber hieß Arnold Pollmann, und bis heute spricht man von der Pollmann-Kreuzung. In der Nähe entstanden im späten 19. Jahrhundert mehrere Zechen.
Der Flexity-Prototyp 2001 (Bombardier 2020) wartet am 20. Juni 2025 auf dem Weg nach Mülheim an der Pollmann-Kreuzung, um die Weseler Straße zu überqueren.
An der Pollmann-Kreuzung schneiden sich auch die 901 und 903 der Straßenbahn Duisburg; die Haltestelle heißt ebenfalls Pollmann. Die Gegend wurde zudem in jüngerer Zeit bekannt wegen der zahlreichen türkischen Brautmodeläden, die sich rund um die Kreuzung angesiedelt haben.
Wagen 2017 (Flexity Classic, Alstom 2023) hat am 20. Juni 2025 von Obermarxloh her die Pollmann-Kreuzung erreicht.
Die Linie 901 führt von hier weiter nach Obermarxloh.
Wagen 1034 (GT10NC-DU, Duewag 1991) passiert am 20. Juni 2025 auf dem Weg von Obermarxloh nach Mülheim an der Ruhr die Kreuzung Kaiser-Wilhelm-Straße / Feldstraße in Marxloh.
Die Verbindungen an der Pollmann-Kreuzung erlauben für Betriebsfahrten die Fahrt aus Richtung Ruhrort in Richtung Hamborn sowie aus Richtung Dinslaken in Richtung Obermarxlos und jeweils in die entgegengesetzte Richtung.
Wagen 1027 (GT10NC-DU, Duewag 1991) ist einer der wenigen, die Werbung tragen. Hier ist er am 20. Juni 2025 auf der Linie 903 unterwegs und hat soeben die Pollmann-Kreuzung erreicht.
Über Walsum nach Dinslaken
Die Linie 903 führt weit hinaus nach Norden in die Nachbarstadt Dinslaken. Diese Strecke war ursprünglich meterspurig und im Jahr 1900 von der Continentalen Eisenbahn-Bau- und Betriebs-Gesellschaft (CEBBG) in Berlin erbaut worden. 1910 übernahm sie die Kreis Ruhrorter Straßenbahn AG.
Wagen 1042 (GT10NC-DU, Duewag 1993) hat eine abweichende Lackierung ohne rotes Fensterband und mit kleinerem DVG-Logo auf der Front. Hier hat er am 20. Juni 2025 gerade die Haltestelle Schwanen im Stadtteil Fahrn verlassen.
Die Strecke führt von Marxloh straßenbündig durch die nördlichen Stadtteile Fahrn und Walsum.
Wagen 2013 (Flexity Classic, Alstom 2023) ist am 20. Juni 2025 auf der Linie 903 im Stadtteil Walsum südwärts unterwegs.
Nachdem die Stadtgrenze zu Dinslaken überquert ist, folgt ein kurzer Überlandabschnitt, auf dem die Strecke stadtbahnmäßig trassiert ist und durch Schranken gesicherte Bahnübergänge aufweist.
Auf der Friedrich-Ebert-Straße in Dinslaken ist am 20. Juni 2025 Wagen 2016 (Flexity Classic, Alstom 2023) unterwegs nach Hüttenheim.
Nach einer kurzen Fahrt durch das Stadtzentrum von Dinslaken endet die Strecke am dortigen Bahnhof, dem nördlichsten Punkt der Straßenbahn Duisburg.
Wagen 1027 (GT10NC-DU, Duewag 1991) hat am 20. Juni 2025 gerade die Endhaltestelle Bahnhof in Dinslaken verlassen und macht sich auf den langen Weg nach Hüttenheim im Süden Duisburgs.
Von der Stadtmitte nach Hüttenheim
Der Südast der Linie 903 verlässt den Innenstadttunnel nach der Haltestelle Steinsche Gasse und führt dann durch die Stadteile Hochfeld und Wanheim zu den Hüttenwerken Krupp Mannesmann GmbH (HKM) am südlichen Stadtrand.
Noch einmal der Exot 1042 (GT10NC-DU, Duewag 1993), hier hat er am 16. Juli 2023 gerade die Haltestelle Tiger & Turtle verlassen. Im Hintergrund ist das Werk der Firma Befesa zu sehen. Dort wird aus Filterstaub, der bei der Stahlerzeugung in Lichtbogenöfen anfällt, Zink gewonnen.
Kurz vor dem Streckenende liegt die Haltestelle Tiger & Turtle. Diese hat ihren Namen von einer begehbaren Großskulptur, die an eine Achterbahn erinnert und sich auf einer benachbarten Halde befindet. Von dort hat man einen grandiosen Ausblick auf die Industriegebiete im Süden Duisburgs.
Die Strecke nach Mülheim an der Ruhr
Die Strecke nach Mülheim an der Ruhr verlässt den Tunnel kurz hinter der Haltestelle Hauptbahnhof. Sie folgt straßenbündig der Mülheimer Straße, die hier die Grenze zwischen den Stadtteilen Duissern und Neudorf bildet. Am Ende der Bebauung passiert sie den Zoo, wo sich eine Wendeschleife befinden, und überquert die Autobahn A3. Nach einem Stück durch den Wald wird die Stadtgrenze erreicht.
Wagen 1013 (GT10NC-DU) hat am 12. Oktober 2024 auf dem Weg zum Mülheimer Hauptbahnhof die Haltestelle Monning erreicht.
Die erste Haltestelle der Straßenbahn Duisburg auf der Mülheimer Gemarkung ist Monning im Stadtteil Speldorf, benannt nach einem Gasthof. Dort befindet sich ein Tanzcafé mit herrlich altmodischem Ladenschild. Der Straßenname wechselt von Mülheimer zu Duisburger Straße.
Wagen 2019 (Flexity Classic, Duewag 2023) legt am Abend des 20. Juni 2025 einen Stopp an der Haltestelle Rennbahn in Mülheimer Stadtteil Speldorf ein.
Es geht nun weiter entlang der Duisburger Straße durch Speldorf.
Wagen 1034 (GT10NC-DU, Duewag 1991) strebt am 20. Juni 2025 auf der Duisburger Straße in Mülheim-Speldorf dem Sonnenuntergang entgegen.
In Speldorf geht es an ehemaligen Straßenbahndepot vorbei, in dem sich heute ein REWE-Markt befindet. Auf dem Parkplatz ist der ehemaliger Stuttgarter Wagen 811, eine Esslinger T2, als Denkmal aufgestellt. Das Fahrzeug kam 1975 gebraucht nach Mülheim an der Ruhr.
Wagen 1025 (GT10NC-DU, Duewag 1991) hat am 20. Juni 2025 auf dem Weg nach Duisburg die Haltestelle Speldorf Betriebshof hinter sich gelassen.
Bald darauf passiert die Strecke den heutigen Mülheimer Betriebshof der Ruhrbahn und vereinigt sich mit der meterspurigen Strecke der Linie 102 vom Uhlenhorst. Auf einem Vierschienengleis geht es in den Ruhrtunnel und nach den beiden Haltestellen Schloss Broich und Stadtmitte wird das Ziel Mülheim an der Ruhr Hauptbahnhof erreicht, der östlichste Punkt des Netzes der Straßenbahn Duisburg.
Am Mülheimer Hauptbahnhof
Wagen 1033 (GT10NC-DU, Duewag 1991) steht am 21. Februar 2024 abfahrbereit nach Duisburg-Obermarxloh in der U-Haltestelle Mülheim an der Ruhr Hauptbahnhof.
Die viergleisige Haltestelle aus dem Jahr 1977 wird derzeit umgebaut, wobei sie einiges an Charme einbüßen wird. In einem der folgenden Beiträge wird drauf noch näher eingegangen. Die Züge der Duisburger Linie 901 fahren auf dem nördlichen Normalspurgleis ein. Mittig liegen zwei Meterspurgleise für die Linie 102 und südlich das Normalspurgleis für die Stadtbahnlinie U18. Durchgehender Verkehr auf Normalspur war ursprünglich geplant, ist jedoch wegen unterschiedlicher Maße bei Radsätzen und Gleisen nicht möglich.
Ausblick
Bald wird mit den GT10NC-DU eine Splittergattung von den Gleisen verschwinden, die vier Jahrzehnte lang das Bild der Straßenbahn in Duisburg geprägt hat. Mit ihrer Inneneinrichtung aus Holzfurnier und den gepolsterten Sitzen im charakteristischen DVG-Design, das die Edding-Kritzeleien von Jugendlichen bereits vorwegnimmt, wirken sie mittlerweile wie aus der Zeit gefallen. Noch etwas länger werden die ähnlich alten B-Wagen auf der Linie U79 verbleiben, denn auch deren Nachfolger, bestellt bei Siemens, kommen deutlich später als erwartet.
Auf der U79 Duisburg-Meiderich Bahnhof – Düsseldorf Hbf kommen die Fahrgäste wohl noch für einige Jahre in den Genuss von Duewag-Flair. Die Auslieferung der neuen Avenio HF von Siemens lässt auf sich warten. Hier hat der B-Wagen 4705 (B80C, Duewag 1983) mit einem weiteren Fahrzeug am 21. Oktober 2025 gerade die Stadtgrenze überquert und wird gleich die erste Düsseldorfer Haltestelle Froschenteich erreichen.
Für die neuen Flexity besteht ein Wartungsvertrag mit dem Hersteller über 24 Jahre, verlängerbar um weitere acht Jahre. Sie haben aIso die Chance, immerhin drei Jahrzehnte lang des Bild der Duisburger Straßenbahn zu prägen. Mit den fünf zusätzlich bestellten Wagen will die DVG ab 2027 den Takt auf den Linien 901 und 903 teilweise auf 5 Minuten verdichten. Dazu sind jedoch neben den Fahrzeugen auch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fahrdienst nötig. Hoffen wir das Beste.
Literatur und Links
Christoph Gorneck / Paul Lohkemper / Robert Schwandl: Rhein-Ruhr Stadtbahn Album 1. Berlin 2006.
Claus Weber: Pferdestraßenbahnen in Duisburg. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital.
Stadt Duisburg: Marxloh von den Anfängen bis 1966

